Raiffeisenbank MEHR eG Mosel - Eifel - Hunsrück - Region feiert 2022 ihr 150-jähriges Bestehen

Ältestes Vorgängerinstitut wurde am 29. Januar 1872 gegründet

Kaisersesch, Lutzerath, Kehrig 28. Januar 2022

Seit 150 Jahren lebt der genossenschaftliche Gedanke in der Eifel. Am 29. Januar 1872 trafen sich gut 30 Personen aus Lutzerath und den umliegenden Dörfern, um eine Genossenschaft zu gründen.

Gründung in schwierigen Zeiten

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Dazu schreibt das ehemalige ehrenamtliche Vorstandsmitglied und Mitglied des Aufsichtsrates der Bank, Hermann Biersbach, in seinem Aufsatz über die Geschichte des „Spar- und Creditverein Lutzerath“: „Die Hungerjahre 1816/17 prägten eine ganze Generation und 1845/46 brachten unsere leichten Böden aus Schieferverwitterung nur so kärgliche Ernten, das viele Menschen verhungerten; viele verließen die Heimat und wanderten nach Übersee aus. Es war die größte Mißernte des Jahrhunderts. So ist es auch zu verstehen, daß damals in Lutzerath ein Auswanderungsbüro entstand. Jetzt begann das segensreiche Wirken eines der großen Sozialreformer des 19. Jahrhunderts, von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, damals im Jahre 1847. Mit 29 Jahren gründete er den ersten Hilfsverein zur Unterstützung der hungerleidenden Bevölkerung im Westerwald und 17 Jahre später, 1864 folgte durch Raiffeisen der erste Darlehenskassen-Verein in Heddesdorf.“ Weiter führt Biersbach aus: „Eine neue Mißernte des Jahres 1870 und Auswirkungen des deutsch-französischen Krieges ließen 1872 verantwortungsvolle Personen aus Lutzerath und Umgebung zusammenkommen, um den Spar- und Creditverein Lutzerath zu gründen. Die Gründung einer Kreditgenossenschaft war zur Linderung der großen Not dringend erforderlich geworden. Benötigte Geldmittel wurden durch die Hereinnahme von Spareinlagen aufgebracht.“ Somit zählt die Raiffeisenbank Eifeltor zu den ältesten Genossenschaftsbanken in Deutschland.

Die Genossenschaft wächst schnell

1877, fünf Jahre nach der Gründung, war die Genossenschaft auf 426 Mitglieder angewachsen, die in 29 Dörfern der Region beheimatet waren, und zwar aus: Lutzerath, Driesch, Kennfus, Bad Bertrich, Hontheim, Oberscheidweiler, Niederscheidweiler, Strotzbüsch, Immerath, Gillenfeld, Winkel, Demerath, Wollmerath, Filz, Wagenhausen, Üß, Kelberg, Ulmen, Auderath, Alflen, Schmitt, Gillenbeuren, Büchel, Gevenich, Faid, Dohr, Beuren, Kliding und Urschmitt. Das Eintrittsgeld zur Erlangung der Mitgliedschaft betrug 3 Mark. Die Bareinlagen betrugen damals 122.646,52 Mark und die Verleihungen waren auf 171.310,26 Mark angewachsen.

Um die Jahrhundertwende wurden weitere Genossenschaften in der Eifel gegründet. So wurde 1896 auch in Kaisersesch eine Kreditgenossenschaft gegründet. 1908 folgte dann z. B. in Driesch ein Spar- und Darlehensverein.

Bis heute haben sich viele Genossenschaften an Elz, Endert und Ueßbach zur Raiffeisenbank Eifeltor zusammengeschlossen. Die Einlagen belaufen sich per 31.12.2021 auf 311 Mio EUR. Die Ausleihungen an Kunden sind auf 225 Mio EUR gestiegen. Per 31.12.2021 beläuft sich die Bilanzsumme auf rund 400 Mio EUR. Heute unterhält das Institut Filialen in Büchel, Kaifenheim, Kaisersesch, Kehrig und Lutzerath.

Die genossenschaftliche Idee

Vier Währungsreformen in 25 Jahren

In Folge der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 wurde auch eine einheitliche Währung eingeführt: Die Mark und der Pfennig wurden im Reichsmünzgesetz als Währung festgelegt. Sie wurde als goldgedeckte Währung (daher auch Goldmark genannt) eingeführt. Im Zuge des ersten Weltkrieges kam es zur ersten faktischen Währungsreform, in dem die Goldbindung aufgegeben wurde.

Durch die danach einsetzende Inflation musste ein neuer Währungsstandard geschaffen werden. Dies erfolgte 1923 mit Einführung der Rentenmark. Im Verhältnis 1 :  1.000.000.000.000 wurde die alte Mark gegen die neue Rentenmark eingetauscht. Bereits 1924 sollte die Rentenmark durch die Reichsmark ersetzt werden. Doch bis 1948 wurden beide Währungen parallel akzeptiert. Durch die Kosten für die Aufrüstung im Vorfeld sowie durch die Ausgaben im Verlauf des zweiten Weltkrieges kam es erneut zu einer hohen Inflation, die jedoch durch eine Lohn- und Preisbindung der Nazi-Reichsregierung erst nach dem Ende des Krieges für die Bevölkerung spürbar wurde. Um am internationalen Handel teilnehmen zu können, musste erneut eine neue Währung entwickelt werden. Mit der Währungsreform vom 20. Juni 1948 wurde in den westlichen Besatzungszonen die Deutsche Mark eingeführt.

Der Euro löst die Deutsche Mark ab

Mit der Einführung der Deutschen Mark konnten Produkte aus Deutschland wieder weltweit verkauft werden und Waren aus dem Ausland leichter nach Deutschland eingeführt werden. Die neue Währung war ein wichtiger Faktor des „Wirtschaftswunders“. 1999 löste der Euro zuerst als Buchgeld und dann 2002 auch als Bargeld die DM ab.

Von Gründerkrise bis Covid-19-Pandemie

Während derzeit die Folgen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft noch nicht vollständig absehbar sind, musste die Raiffeisenbank neben Währungsreformen auch Wirtschaftskrisen bewältigen. Bereits kurz nach der Gründung der Genossenschaft musste ab 1873 die erste Wirtschaftskrise gemeistert werden. Danach sollten noch viele folgen. Die große Weltwirtschaftskrise der 1920er und 1930er Jahre musste ebenso überwunden werden wie die Ölkrisen in den 1970er Jahren. Ferner sind auch die Dotcom-Blase der 2000er Jahre sowie die Finanz- und Schuldenkrise der Jahre 2007/2008 zu erwähnen.

Die Krisen wurden fast immer durch Großbanken und Spekulanten ausgelöst oder diese waren zumindest daran beteiligt. Im Nachgang zu jeder Krise wurde die Bankenregulierung weiter ausgeweitet. Dieser Entwicklung musste sich auch die Raiffeisenbank Eifeltor und alle ihre Vorgängerinstitute stellen.

150 Jahre Kundenvertrauen

In der Gründungszeit stand für die Mitglieder vor allen Dingen das Geldgeschäft und die Verwahrung von Bargeld im Vordergrund der Geschäftsaktivität. Hierzu war großes Vertrauen gegenüber den handelnden Personen notwendig, da sie einen nicht unerheblichen Teil ihres Vermögens in andere Hände gaben. Im Laufe der Zeit änderten sich die Anforderungen der Mitglieder an ihre Genossenschaft. 1914 wurde z. B. die Satzung in Lutzerath um den Satz „die Beschaffung von landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln für die Mitglieder“ ergänzt. Damit war der Grundstein für eine sogenannte Warenein- und Verkaufsgenossenschaft neben dem klassischen Geldgeschäft gelegt. 100 Jahre lang gehörte das Warengeschäft neben dem Bankgeschäft zu den Grundpfeilern der Geschäftsaktivitäten. Durch nachlassende Nachfrage einerseits und der Notwendigkeit der stärkeren Spezialisierung andererseits wurden die letzten Teile dieses Geschäftszweiges 2009 auf die für das Warengeschäft spezialisierte Genossenschaft, die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG, übertragen.

Auch die Ansprüche der Mitglieder und Kunden gegenüber ihrer Bank veränderten sich. Neben die Verwahrung von Einlagen sowie die Finanzierung von Wareneinkäufen und Investitionen traten nun die Wohnhausfinanzierung und der Zahlungsverkehr hinzu. Später folgten das Bauspar- und Versicherungsgeschäft. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung ging auch eine Vermögensbildung einher, die die Notwendigkeit von verschiedenen Geldanlagen hervorrief. Daher mussten die Bankangestellten auch das Wertpapier- und Depotgeschäft erlernen, um die Mitglieder und Kunden umfänglich und mit dem notwendigen Fachwissen beraten zu können.

Digitalisierung seit fast 40 Jahren

Die EDV-technische Abwicklung des Bankgeschäfts verbreitet sich in den Banken seit der Mitte der 1980er Jahre. Bereits im Juli 1989 schreibt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Basel, in einem Aufsatz über die „Risiken in EDV- und Telekommunikationssystemen“: „Die rasanten technischen Neuentwicklungen im Bereich von EDV und Telekommunikation in den letzten Jahren sowie die Integration automatisierter Transaktionen verstärken die Abhängigkeit der Banken von der Zuverlässigkeit und der ständigen Betriebsbereitschaft ihrer EDV-Systeme. Die Banken waren seit jeher Fehler- und Betrugsrisiken ausgesetzt, dramatisch verändert haben sich allerdings der Umfang dieser Risiken und die Geschwindigkeit, mit der sie auftreten können.“

Wurde die EDV-Einführung zunächst im Hinblick auf die schnelle und fehlerfreie Durchführung von Buchungen genutzt, steht heute die Kundenanforderung nach ständiger, zuverlässiger und schneller Abwicklung ihrer Bankgeschäfte im Vordergrund. Dabei werden Selbstberatungs-Tools und online-Abschlussstrecken immer wichtiger.

Günter Urwer (2. v. l. Vorsitzender des Aufsichtsrates) sowie die Mitglieder des Vorstandes Thomas Welter, Ralf Ockenfels und Elmar Franzen (v. l. n. r.)
Bank des Jahres 2020

„Auch wenn heutzutage sehr viel mehr Technik eingesetzt wird als vor 150 Jahren, so steht weiterhin und auch zukünftig der Mensch und seine Bedürfnisse im Vordergrund. Dabei freut es uns sehr, dass wir nun bereits mehrfach für unsere gute Kreditberatung als „Beste Fördermittelbank“ ausgezeichnet worden sind. Außerdem haben wir uns sehr darüber gefreut, dass wir 2020 sogar als „Bank des Jahres“ ausgezeichnet wurden,“ so die Vorstandsmitglieder Elmar Franzen, Ralf Ockenfels und Thomas Welter.

„Es freut uns sehr, dass wir auf eine Geschichte von 150 Jahren zurückblicken können. Bei allen Krisen und Herausforderungen, die von unseren Mitgliedern, Kunden und Vorgängern bewältigt werden mussten, können wir alle gemeinsam stolz auf das bisher Erreichte sein. Nicht nur unsere Genossenschaft hat sich in dieser Zeit sehr gut entwickelt. Auch die Region, in der wir leben und für die wir arbeiten, hat sich vom Armenhaus Preußens zu einer interessanten und viel besuchten Tourismus- und einer starken Wirtschaftsregion entwickelt. Wir bedanken uns bei allen Kunden und Mitgliedern, die uns ihr Vertrauen schenken. Außerdem bedanken wir uns bei allen Aufsichtsratsmitgliedern, die alle zu ihrer Zeit gute Entscheidungen für ihre Genossenschaft getroffen haben. Aber insbesondere möchten wir uns bei allen aktiven und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz und ihre Bereitschaft, den Mitgliedern und Kunden zu helfen und zu dienen, bedanken. Ohne gute Mitarbeiter geht es nicht,“ führt der Vorstand der Raiffeisenbank Eifeltor aus.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Günter Urwer, erklärt: „Jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Stets müssen Probleme angegangen und Lösungen gefunden werden. In den letzten 150 Jahren war das Bankgeschäft immer starken Veränderungen ausgesetzt. Vor 100 Jahren war in jedem Dorf eine Raiffeisenkasse. Heute werden Bankdienstleistungen vor allen Dingen online erledigt. Ich sehe unsere Genossenschaft für diese Entwicklung gut aufgestellt. Daher werden wir auch die Aufgaben der Zukunft angehen und Lösungen finden. Denn die Idee von Friedrich Wilhelm Raiffeisen lebt weiter: Was der Einzelne nicht vermag, das vermögen viele“.